Der größte Verrat des Journalismus? Tucker Carlsons Bombe: Das Wall Street Journal agiert wie ein Geheimdienst, um den Ukraine-Krieg zu verlängern.

I. Die Erschütterung des globalen Journalismus: Ein Vorwurf von beispielloser Wucht

Der Name Tucker Carlson, spätestens seit seinem aufsehenerregenden Interview mit Wladimir Putin in Moskau, ist weltweit ein Synonym für kontroverse, aber reichweitenstarke Medienmomente. Doch die jüngste Schlagzeile, die der einflussreiche US-Journalist via X in die Welt schleuderte, hat das Potenzial, die Glaubwürdigkeit eines der renommiertesten Medienhäuser der Welt fundamental zu erschüttern: des Wall Street Journal (WSJ). Carlsons Vorwurf ist nicht nur eine scharfe Kritik an der Berichterstattung; es ist eine beispiellose Anklage, die das Magazin in die Nähe von Staatsapparaten rückt. Was das WSJ betreibe, so Carlson, sei keine klassische Zensur mehr, sondern trage „eindeutig die Kennzeichen eines Geheimdienstes.“

Diese Behauptung ist ein direkter Angriff auf die vierte Gewalt, auf die Säulen der Pressefreiheit und auf das Vertrauen in jene Medien, die traditionell als Bollwerke der Wahrheit gelten. Der Kern des Skandals ist explosiv: Es geht um mutmaßliche Korruption in der Ukraine, um Hunderte Millionen US-Dollar westlicher Hilfsgelder und um eine mediale Vertuschungsaktion, die, so die These Carlsons, nur einem Zweck dient: die Fortsetzung des Krieges in Osteuropa. Die Vorwürfe sind von einer politischen und ethischen Dimension, die weit über einen gewöhnlichen Medienstreit hinausgeht. Sie stellen die Frage, wessen Interessen die mächtigsten Nachrichtenorganisationen wirklich dienen.

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II. Die Vertuschung eines Jahrhundert-Skandals: Andre Jermark und die verlorene Hilfe

Carlsons konkrete Anklage richtet sich auf einen der mächtigsten Männer Kiews: Andriy Yermak (im Transkript auch Andre Jermark genannt), den Stabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und de facto zweitmächtigsten Mann im Land. Yermak steht seit Längerem im Verdacht, in üble Korruptionsgeschäfte verwickelt zu sein – eine Ironie, da die Ukraine gerade die massiven Finanzhilfen des Westens benötigt, um sich gegen die russische Aggression zu verteidigen.

Laut Carlson hält das Wall Street Journal seit Monaten einen fertig recherchierten Artikel über Yermaks Korruption zurück. Die Anschuldigung wiegt schwer: Yermak soll „hunderte Millionen US-Dollar an Steuergeldern veruntreut [haben], die für die Ukrainehilfe bestimmt waren.“ Sollten diese Behauptungen zutreffen, würde dies nicht nur einen massiven Vertrauensbruch gegenüber den Geberländern bedeuten, sondern auch die schamlose Ausnutzung einer nationalen Notlage. Die Redakteure des WSJ, so Carlsons Behauptung, könnten dies beweisen, doch sie tun es nicht. Stattdessen, so die scharfe Schlussfolgerung, schützen sie Yermak.

Der angebliche Grund für diesen Akt der Zensur ist das wirklich Beunruhigende: Yermak führe die ukrainischen Bemühungen an, den Friedensplan von Donald Trump für Osteuropa zu torpedieren. Die Eigentümer des Wall Street Journal, die einflussreiche Murdoch-Familie, hätten kein Interesse an Frieden mit Russland. Sie wollten Krieg. Carlson wirft dem Medienkonzern vor, beide Seiten der eigenen Zeitung zu nutzen – sowohl die Nachrichtenberichterstattung als auch die Leitartikel –, um den Krieg gegen Russland fortzusetzen und damit die eigenen politischen und wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen. Er spricht von „Korruption in Reinform“, da die Murdoch-Familie beide Seiten ihrer Zeitung nutze, „um den Krieg gegen Russland fortzusetzen,“ ohne ihre Leser darüber zu informieren. Dieses Vorgehen, so Carlson, sei „nicht das Verhalten einer Nachrichtenorganisation,“ sondern eben „das Kennzeichen eines Geheimdienstes.“

III. Das Schattenreich der Murdochs: Ein belegter Machtmissbrauch

Um die Schwere von Carlsons Anschuldigung zu verstehen, muss man den Hintergrund des Murdoch-Medienkonzerns beleuchten, zu dem das WSJ gehört. Es ist keineswegs ein unbeschriebenes Blatt. Die Geschichte des von Rupert Murdoch gegründeten und geführten Imperiums ist durchzogen von Skandalen und dem Vorwurf des systematischen Missbrauchs medialer Macht zur politischen Einflussnahme. Die Murdoch-Medien waren, wie es in der Vergangenheit oftmals hieß, in „irsinnige, krasse Skandale“ verwickelt, die sogar die britischen Staatsanwaltschaften auf den Plan riefen.

Der wohl massivste und realste Machtmissbrauch ereignete sich in Großbritannien und ist als der „News International“-Skandal bekannt, der insbesondere die Zeitung News of the World (NotW) betraf. Zwischen 2002 und 2011 flog auf, dass Journalisten und beauftragte Privatdetektive der Murdoch-Zeitung die Mailboxen von Hunderten von Menschen gehackt hatten – darunter Prominente, Politiker, Mitglieder der königlichen Familie und, am schockierendsten, Opfer von Verbrechen und Terroranschlägen.

Der Fall, der Großbritannien zutiefst erschütterte und zum nationalen Schock führte, betraf die ermordete 13-jährige Schülerin Milly Dowler. Die Journalisten hatten ihre Mailbox abgehört und Nachrichten gelöscht, was ihre Eltern in dem furchtbaren Irrglauben ließ, ihre Tochter könnte noch am Leben sein. Auch Kinder von Politikern, Opfern von Terroranschlägen und Angehörige gefallener Soldaten wurden von der Murdoch-Zeitung abgehört. Dies waren keine einfachen journalistischen Fehler, sondern, wie die anschließende offizielle Untersuchung – die sogenannte Leveson-Enquiry – feststellte, Mechanismen des systematischen und unlauteren Vorgehens. Es waren Methoden, die „alles andere als lautere Methoden“ darstellten, die sich ein Journalist leisten dürfe. Die Konsequenz war drakonisch: Die 168 Jahre alte Traditionszeitung News of the World wurde im Jahr 2011 geschlossen. Es gab dutzende Festnahmen, darunter von Chefredakteuren und Redakteuren. Die britische Regierung leitete eine umfassende Untersuchung ein, die ein „ganz systematisches Problem“ und eine „zu große Nähe“ zwischen Politik, Polizei und Medienmacht aufdeckte.

Dieser historische Kontext ist entscheidend. Er zeigt, dass die oft genutzten Mechanismen der Murdoch-Medien – Einschüchterung, politische Einflussnahme, Manipulation durch Medienmacht – in der Vergangenheit belegt sind. Wenn Carlson nun behauptet, das WSJ verhalte sich wie ein Geheimdienst, zieht er eine direkte Linie zu dieser dunklen Historie, in der die Grenzen zwischen Berichterstattung und aktiver politischer Gestaltung bis zur Unkenntlichkeit verschwammen. Die Macht der Murdochs, ihre Narrative in die Politik zu tragen, ist legendär. Ehemalige Premierminister Großbritanniens wie Tony Blair, David Cameron und Gordon Brown pflegten enge Kontakte zu Rupert Murdoch. Viele Forscher kritisieren Murdoch „wegen seiner direkten Einflussnahme auf politische Narrative.“ Dies nährt den Verdacht, dass das WSJ, obwohl es in der Finanzwelt einen tadellosen Ruf genießt und von vielen Menschen gelesen wird, politisch nach den Pfeifen seiner Eigentümer tanzt.

Tucker Carlson, Anderson Cooper Deliver Starkly Different Messages - The  New York Times

IV. Die Gefahr der Zensur: Wenn Krieg besser verkauft wird als Frieden

Die Enthüllungen Carlsons werfen ein gnadenloses Licht auf die Presseethik in Kriegszeiten. Der Vorwurf der Zensur wiegt in einem demokratischen Staat am schwersten, denn er bedeutet, dass die Öffentlichkeit vorsätzlich irregeführt wird, um ein politisches Ziel zu erreichen. Das Zurückhalten von Informationen über Korruption im Kontext der Ukraine-Hilfe ist besonders perfide. Der Westen, insbesondere die USA, leistet massive finanzielle und militärische Unterstützung. Die Bevölkerung in den Geberländern hat ein elementares Recht darauf zu erfahren, ob diese Hilfen zweckgemäß verwendet werden oder ob sie in den Taschen korrupter Funktionäre versickern.

Wenn ein führendes Medium wie das WSJ diese Fakten über Yermak unterdrückt, beschädigt es das Vertrauen in die Ukraine-Hilfe und spielt denjenigen in die Hände, die ohnehin gegen eine Unterstützung sind. Der Sprecher des Videos betont die große Gefahr, dass die Leser annehmen: „Wenn Wall Street Journal nicht darüber berichtet, gibt es das nicht.“ Dies sei die „große Gefahr, der wir alle ausgesetzt sind.“

Noch beunruhigender ist der mutmaßliche Grund: Die Verhinderung eines Friedensabkommens. Es ist eine zynische, wenn auch oft belegte Beobachtung, dass „Krieg sich besser verkauft als Frieden.“ Krieg generiert Schlagzeilen, Klicks, höhere Auflagen und intensive Kampagnen. Frieden hingegen ist oft langweilig, komplex und verringert die mediale Aufregung. Die gesamte europäische Medienlandschaft, so heißt es im Video, habe Trumps Friedensplan als „irwitzig, idiotisch“ und „absolut nicht zu diskutieren“ abgetan. Der Grund sei oft rein kommerziell: Krieg sei ein „böses Geschäft“ für die Presse, aber ein lukratives.

Wenn große Medienkonzerne bewusst Friedensbemühungen torpedieren, weil diese den eigenen politischen oder den Interessen ihrer Eigentümer zuwiderlaufen, agieren sie nicht mehr als neutrale Berichterstatter, sondern als aktive Kriegspartei. Carlson zufolge dient die journalistische Seite des WSJ dem Zweck, die Korruption zu vertuschen, während die Leitartikelseite parallel die Trump-Regierung für ihre Friedensbemühungen angreift. Dies ist eine Pervertierung des journalistischen Auftrags, bei dem „Presseethik für [nicht] wenige Journalisten gar nichts mehr für über [ist]“.

Tucker Carlson Breaks With Trump: 'He's Not Capable' Of Achieving Campaign  Promises - TPM – Talking Points Memo

V. Die Verantwortung und die Forderung nach Beweisen

Trotz der beispiellosen Wucht von Tucker Carlsons Anschuldigungen – die zweifellos für die von ihm erwarteten „extremen Klicks“ gesorgt haben – bleibt eine entscheidende Frage offen: Wo sind die Beweise? Bisher hat Carlson, zumindest auf seiner Social-Media-Plattform X, die Behauptung in den Raum gestellt, aber die entscheidenden Belege, die den unterdrückten Artikel oder die internen Anweisungen des WSJ belegen, nicht präsentiert. Die Behauptung stehe „einfach erstmal nur im Raum.“

In der Welt des Journalismus gilt: Eine Behauptung, so brisant sie auch sein mag, bleibt eine Behauptung, solange sie nicht belegt ist. Der Sprecher des Videos wünscht sich und hofft, dass Carlson die Beweise nachliefert. Denn wenn er „wirklich guten reinen Journalismus betreibt,“ müsse er auf die Behauptung nun die Beweise folgen lassen.

Die Glaubwürdigkeit Carlsons selbst ist aufgrund seiner oft polarisierenden Positionen umstritten, was seine Forderung nach einem reinen und integren Journalismus paradox erscheinen lässt. Dennoch, der Vorwurf steht im Raum und muss ernst genommen werden, denn er betrifft die elementare Rolle der Presse als Wächter der Demokratie.

Sollte Carlson die Beweise nachliefern können, würde dies eine massive Untersuchung und eine tiefgreifende Krise für die Murdoch-Medien nach sich ziehen, die in ihrer Dimension den News of the World-Skandal übertreffen könnte, da es diesmal um internationale Politik, Korruption in Kriegszeiten und die gezielte Verhinderung eines Friedensprozesses geht. Das bewusste Zurückhalten von Informationen wäre „Machtmissbrauch und das ist eine Form der Zensur“, so der Schluss des Videos.

Doch selbst ohne unmittelbare Beweise wirft dieser Vorfall ein Schlaglicht auf eine viel größere Gefahr: die Erosion des Vertrauens. Wenn ein so angesehenes Medium verdächtigt wird, als politisches Instrument zu agieren und aktiv Fakten zu zensieren, dann ist dies ein Symptom für ein tief sitzendes Problem im kommerzialisierten Journalismus. Der Vorwurf zwingt die Leserschaft zur kritischen Reflexion. Nur ein wachsamer, kritisch denkender Leser, der sich nicht mit der bequemen Annahme zufrieden gibt, dass das Schweigen eines mächtigen Mediums die Abwesenheit eines Problems bedeutet, kann sich dieser Manipulation entziehen. Die wahre Macht der Medien, das lehrt diese Kontroverse, liegt oft nicht in dem, was sie berichten, sondern in dem, was sie bewusst verschweigen. Der Diskurs über die Integrität der Medien und die kommerziellen Anreize im Kriegsjournalismus ist durch Tucker Carlson neu entfacht worden – und er ist dringender denn je.