Es ist die Rolle ihres Lebens, doch der Preis dafür war hoch. In “Wicked Teil 2”, der Fortsetzung des gefeierten Musical-Blockbusters, kehrt Ariana Grande als die gute Hexe Glinda auf die Leinwand zurück. Doch wer erwartet, dass es sich dabei nur um eine weitere glamouröse Performance des Pop-Superstars handelt, irrt gewaltig. In einem bewegenden und ungewohnt offenen Interview offenbarte die 32-Jährige nun, dass diese Dreharbeiten sie nicht nur professionell, sondern vor allem emotional an ihre absoluten Grenzen brachten. Was als Traumrolle begann, entwickelte sich zu einer Reise in die tiefsten Abgründe ihrer eigenen Seele.

Wenn die perfekte Fassade bröckelt

Wir kennen Ariana Grande als die strahlende Perfektionistin, die mit ihrer unverwechselbaren Stimme Stadien füllt. Ähnlich ist auch ihre Rolle der Glinda angelegt: beliebt, wunderschön und scheinbar makellos. Doch genau hier liegt der schmerzhafte Punkt, an dem Kunst und Realität für Grande auf beängstigende Weise verschmolzen. “Wicked Teil 2” ist spürbar dunkler als sein Vorgänger. Die Hexe Glinda steht an einem Scheideweg, die Erwartungen an sie sind erdrückend, und unter ihrer glitzernden Oberfläche tun sich tiefe Risse auf.

“Glinda hat diese perfekte, helle Oberfläche und gleichzeitig so viele Schatten in sich”, erklärte Grande im Gespräch mit der Nachrichtenagentur teleschau. “Unsicherheiten, dieses verzweifelte Bedürfnis, geliebt und gesehen zu werden. Zu spüren, wie das langsam aufbricht – das hat mich emotional unglaublich berührt.” Für die Sängerin war es, als blickte sie in einen Spiegel. Die Parallelen zu ihrem eigenen Leben im Rampenlicht, in dem jeder Schritt beobachtet und bewertet wird, waren unübersehbar und forderten ihr alles ab.

“Dieser Song ist für mich fast zu persönlich”

Besonders intensiv wurde es bei den musikalischen Schlüsselszenen des Films. Grande, die bereits mit einem Grammy ausgezeichnet wurde, entdeckte durch die Songs eine völlig neue Verletzlichkeit an sich. Der Titel “Thank Goodness” zeigt Glinda in einem Moment, in dem sie funktionieren muss, obwohl in ihrem Inneren das Chaos tobt. “Dieses Gefühl kenne ich”, gestand Grande leise. Es ist das Schicksal eines jeden Weltstars: Lächeln, winken, performen – egal, wie sehr das Herz gerade blutet.

Doch es war der Song “For Good”, der die Sängerin fast zerbrechen ließ. “Dieser Song ist für mich fast zu persönlich”, gab sie zu. Er rührte an Emotionen, die sie lange Zeit sorgfältig verschlossen gehalten hatte. Um diese Szenen authentisch spielen zu können, musste sie ihre eigenen Schutzmauern einreißen. “Wenn du einen Menschen wirklich von innen kennst, kannst du alles loslassen und einfach ehrlich reagieren”, beschreibt sie die Arbeit am Set, bei der einige der emotionalsten Sequenzen völlig spontan entstanden, teilweise begünstigt durch unvorhersehbare Wetterumschwünge, die der Szenerie eine dramatische Echtheit verliehen.

Eine geteilte Einsamkeit

Nicht nur die Rolle selbst, sondern auch die Verbindung zu ihren Kollegen prägte diese intensive Zeit. Besonders die Zusammenarbeit mit Cynthia Erivo, die die grüne Hexe Elphaba verkörpert, wurde zu einem Anker für Grande. “Wir teilen dieselbe Einsamkeit, nur auf unterschiedliche Weise”, so Grande über ihre Beziehung zu Erivo. Diese gemeinsame Erfahrung der Isolation, die oft mit großem Erfolg einhergeht, schweißte die beiden Frauen zusammen. Das auf der Leinwand zu spielen, war für Grande “unglaublich berührend”.

Auch abseits der schweren Themen gab es Momente reiner Herzenswärme, die Grande Kraft gaben. Ein Highlight, das sie wohl nie vergessen wird, war ein spontaner Auftritt mit dem vierjährigen Fan Remington während der Special Show “Wicked: One Wonderful Night”. Gemeinsam sangen sie “Popular”. “Er war einfach perfekt, so süß, so offen”, schwärmte Grande. “Diesen Moment werde ich immer in meinem Herzen tragen.” Es sind diese Augenblicke echter, ungefilterter Freude, die einen Kontrast zur Schwere der Filmhandlung bildeten.

Mut zur Verletzlichkeit

Ariana Grande hat sich dem immensen Druck, der auf diesem weltweiten Phänomen lastet, bewusst entzogen, um ihre Arbeit machen zu können. “Ich musste beim Drehen ausblenden, wie es irgendwann aufgenommen wird. Ich wollte nur arbeiten und ehrlich im Moment sein”, erklärte sie. Jetzt zu sehen, was ihre Darstellung mit den Menschen macht, sei für sie überwältigend.

Die wichtigste Lektion, die sie aus der Zeit als Glinda mitnimmt, ist jedoch eine ganz private. Die Rolle hat ihr gezeigt, dass Verletzlichkeit keine Schwäche ist, sondern eine enorme Kraftquelle sein kann. “Ich musste für Glinda wirklich alles geben – Fokus, Kraft, Seele. Und dabei habe ich gelernt, wie mutig Verletzlichkeit sein kann.”

“Wicked Teil 2” ist somit weit mehr als nur ein weiterer Eintrag in der Filmografie von Ariana Grande. Es ist ein Dokument ihrer persönlichen Reifung, ein mutiges Bekenntnis zu den eigenen Schattenseiten und ein Beweis dafür, dass selbst hinter der glänzendsten Fassade ein Mensch steckt, der einfach nur gesehen werden will. Wenn der Film in den Kinos startet, werden die Zuschauer nicht nur die Hexe Glinda sehen, sondern auch eine Ariana Grande, die ehrlicher und verletzlicher ist als je zuvor.